Regelmäßig stehen im Wanderverein Burgstädt besondere Ziele abseits bekannter Wege auf dem Programm, so auch am 04.03.2023. Früh aufstehen musste, wer sich der Tour um Halberstadt im nördlichen Harzvorland anschließen wollte, dauerte doch allein die Anreise per Bahn via Leipzig und Halle reichlich drei Stunden. Da unser Verein die Wanderung auch im Sächsischen Wanderkalender beworben hatte, stießen auch Wanderfreunde auch Geithain, Borna, Leipzig, Oschatz und Dresden dazu.

Zunächst galt es, die mehr als tausendzweihundertjährige Stadt Halberstadt bei einem kleinen Rundgang zu erkunden. Trotz eines schweren Luftangriffs, bei dem kurz vor Kriegsende, am 08.04.1945, weite Teile der Stadt verheert wurden, hat das Stadtzentrum noch immer Außergewöhnliches zu bieten. Die Mehrzahl der Städte vergleichbarer Größe werden von ihr in den Schatten gestellt - von Fachwerkbauten geprägte Straßenzüge und eine Vielzahl mittelalterlicher Kirchen, unter denen insbesondere die romanische Liebfrauenkirche und der gotische Dom hervorragen. Zu letzterem gehört zudem ein mehr als 650 Stücke umfassender Domschatz, einer der kostbarsten Europas. 

 

     

   Halberstädter Dom                                                                         Fachwerk in Halberstadt  

 

Anschließend besuchten wir die nahegelegenen Spiegelsberge. Der Halberstädter Domdechant Ernst Ludwig von Spiegel zu Desenberg ließ diese am 1761 in einen Landschaftspark umgestalten. Seit 1771 ist dieser öffentlich zugänglich. Neben der Parkarchitektur beeindruckte insbesondere der großartige Blick zurück auf die Stadt und ihre Kirchtürme.

 

     

    Belvedere im Park Spiegelsberge                                                  Blick auf Halberstadt

 

Nun war es nicht mehr weit zu den Klusbergen mit ihren eindrucksvollen Standsteinfelsen, insbesondere dem Fünffingerfelsen und dem Klusfelsen. Bereits um 1070 erhielt ein Einsiedler die Erlaubnis, sich dort niederzulassen, worauf der heutige Name basiert.

 

     

   Fünffingerfelsen                                                                             Klusfelsen

 

Weiter zu den Thekenbergen. Diese gelangten zu trauriger Berühmtheit, da ab April 1944 Häftlinge eines Nebenlagers des Konzentrationslagers Buchenwald unter dem Namen "Malachit AG" ein bis zu 13 km langes Stollensystem in ihnen anlegen mussten. Geplant war eine unterirdische Produktionsstätte für Motorteilen für Düsenjäger der Junkers-Werke. Später wurde die Anlage von den Sowjets und der NVA genutzt. Nach der Währungsunion lagerten hier u. a. Geldscheine der DDR. Wir besuchten den Krähenhüttenfelsen, die Fuchsklippe, die Kalte Warte und den Gläsernen Mönch, alles Sandsteinfelsen, die z. T. einen interessanten Blick Richtung Harz gewährten.

 

     

   Gläserner Mönch                                                                            Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge

 

Zu ihren Füßen dann die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge auf dem ehemaligen Lagergelände. Von April 1944 bis April 1945 waren hier mehr als 7000 Häftlinge aus mind. 23 Ländern inhaftiert. Der schweren Zwangsarbeit und schlechten Ernährungslage wegen kamen ca. 2000 von ihnen ums Leben. Weitere 2500 überlebten einen Todesmarsch, den sie kurz vor Eintreffen der Amerikaner antreten mussten, nicht.

 

     

   Höhlenwohnung in Langenstein                                                       Blick von der Altenburg auf Langenstein

 

Am Schäferberg in Langenstein besuchten wir dann eine Reihe an Höhlenwohnungen, die zwischen 1855 und 1858 für arme Landarbeiterfamilien geschaffen wurden. Noch bis 1916 waren sie bewohnt. Heute werden Sie von einem Verein betreut. Vielen Dank, dass extra für uns die regulären Öffnungszeiten verlängert wurden. Nun noch hinauf auf den Felsen der Altenburg, um von hier erneut den Blick zum Harz und auf Stadt und Schloss Langenstein schweifen zu lassen. Kurz vor Abfahrt unseres Zuges erreichten wir dann, nach ca. 27 km Wanderung, den Bahnhof von Langenstein. Auch hier zeigte man sich sehr entgegenkommend und wartete geduldig, bis auch der letzte seinen Sitzplatz eingenommen hatte. Danke.

 

Fazit: Es lohnt sich immer wieder, die beheizte Wohnung zu verlassen. Es gibt noch vieles zu entdecken.

 

Felix Pechmann