"Chemnitz? Ist das nicht dieses ehemalige Karl-Marx-Stadt, irgendwo ganz tief in Dunkeldeutschland? Die einzige deutsche Großstadt ohne Anschluss ans Fernbahnnetz? Und das soll Kulturhauptstadt Europas werden? Nicht in einer fernen Zukunft, sondern schon 2025?" Mit Verwunderung mag mancher im Oktober 2020 die finale Entscheidung zum deutschen Kandidaten für die Kulturhauptstadt Europas zur Kenntnis genommen haben.
Seitdem hat sich in der Stadt am gleichnamigen Fluss manches getan, oft zu ihrem Vorteil. Für den Wanderverein Burgstädt war es daher nicht schwer, die Wanderbewegung Magdeburg mit ihren ca. 130 Mitgliedern für ein Tour am 09. Mai 2025 durch die benachbarte Stadt zu begeistern. Schon im vergangenen Jahr hatte es eine gemeinsame Wanderung der beiden Vereine von Delitzsch nach Bitterfeld gegeben.
Achtzehn Gäste und zwölf Mitglieder waren der Einladung gefolgt. Das Wetter war perfekt und auch der vielgescholtene RE 6 von Leipzig nach Chemnitz war diesmal pünktlich, jedenfalls auf der Hinfahrt.
Theaterplatz Oben mit
Gemeinsam ging es nun an die Erkundung manch Chemnitzer Highlights. Über den Theaterplatz und den Schillerpark ging es zum Schlossteich und auf den Schlossberg. Auch das eine oder andere neue Kunstwerk stellte sich uns in den Weg. Sicherlich haben wir nicht alle identifizieren können, in der Regel waren sie jedoch mit Infotafeln als solche gekennzeichnet.
Am Schlossteich Auf der Insel im Schlossteich
Gruppenbild vor der Hartmannfabrik
Eine Fabrikhalle der Sächsischen Maschinenfabrik von Richard Hartmann, im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der größten Maschinenbauer Deutschlands, wurde umfassend saniert und beherbergt in diesem Jahr das Besuchs- und Informationszentrum der Kulturhauptstadt.
Schlafendes Pferd Geier
Weiter ging es zum Roten Turm und dem eigentlichen Chemnitz-Ziel manch weitgereisten Gastes, dem 1971 eingeweihten Karl-Marx-Monument, dem Nischel. Nächste Ziele waren die ehemaligen Kaufhäuser von Schocken und Tietz, wo die Gäste besonders der im Lichthof aufgebaute 291 Mio. Jahre alte Versteinerte Wald beeindruckte. Über den Markt und die Jakobikirche ging es zurück an die Chemnitz und entlang des Kappelbaches zum Industriemuseum. Hier verabschiedete sich der überwiegende Teil der Magdeburger Gäste.
Karl-Marx-Monument - Der Nischel Brunnen am Markt
Die Eröffnung eines weiteren Kulturhauptstadthöhepunkts, des Garagencampus, eines ehemaligen Straßenbahndepots, das nun für Ausstellungen, Lesungen, Konzerte etc. genutzt werden soll, lief gerade. Zutritt hatten nur geladene Gäste. Für die Allgemeinheit gab es ein eher bescheidenes Europafest, ohne Musik, ohne Speisen und ohne Getränke, dafür jedoch mit Gelegenheit, das eigene Wissen rund um die Europäische Union zu testen.
Die Chemnitz Am Garagen-Campus
Ein weiteres kulturelles Chemnitzer Highlight wartete noch auf uns, die Villa Esche. Diese im Jahr 1903 von Henry van de Velde erbaute Villa war eines der ersten Bauwerke der Moderne in Deutschland. Bis vor kurzem firmierte Chemnitz noch als „Stadt der Moderne“. Hier verabschiedeten sich die letzten beiden Magdeburger von uns. Nun ging es hinaus ins Grüne. Durch den Chemnitzer Stadtpark verlief die Route zum Zusammenfluss von Zwönitz und Wüschnitz zur Chemnitz und dann die Zwönitz aufwärts bis Erfenschlag.
Villa Esche Im Stadtpark
Die Stadt Chemnitz konnte sich den Teilnehmern der Wanderung als würdiger Ausrichter des Kulturhauptstadtjahres präsentieren. Viele der Magdeburger Gäste waren überrascht, wie viel Grün die Stadt zu bieten hat, und tragen sich mit dem Gedanken, später einmal wieder zu kommen. Im Jahr 2039 oder 2040 wird Deutschland wieder eine Kulturhauptstadt Europas stellen dürfen – für die die Stadt Magdeburg Gelegenheit, sich erneut zu bewerben.
Im kommenden Jahr wird es die nächste gemeinsame Veranstaltung geben, dann in Verantwortung der Magdeburger.
Felix Pechmann